Dann mache ich mal mit dem Boulevard von Łódź weiter, der ul. Piotrkowska, 4 Kilometer lang. Wir haben wegen Zeitmangel und der Hitze nicht alles abgelaufen. Über eine Sache habe ich mich sehr geärgert, vor allem, weil ich es schon beim letzten Mal schmerzlich vermisst habe. Die Straße ist zwar lang, aber relativ schmal, die Häuser ziemlich hoch. Das 24-70er hat am kurzen Ende nicht gelangt, das 15-30er hätte es sein müssen.

Insofern habe ich hier ziemlich wenige Bilder, obwohl es tolle Altbauten zu sehen gibt: im Jugendstil, Eklektizismus, Klassizismus und den ganzen Neoarchitekturstilen.
Fangen mir mal mit der Kamienica pod Gutenbergiem (Haus unterm Gutenberg) an, die der aus Dresden eingewanderte Johann Petersilge hat bauen lassen. Der Name bezieht sich nicht etwa auf die Drachen an der Fassade, sondern darauf, dass hier das Zentrum der deutschsprachigen Lodzer Zeitung war. Interessanterweise waren die meisten deutschen Einwanderer Protestanten (so auch Petersilge), die russischen Orthodoxe, die Polen Katholiken oder Juden, so dass Łódź nicht nur multikulturell, sondern auch multireligiös war.
#61
Als Filmhauptstadt Polens gibt es natürlich auch einen Walk of Fame. Hier ein Stern für einen der besten Schauspieler des Landes, Janusz Gajos. Ich habe zuletzt Kamerdyner mit ihm im Kino gesehen, ein unglaubliches dichtes Drama über eine unerfüllte Liebe und die ersten Jahrzehnte in der Kaschubei. Gajos spielt dort den König der Kaschuben. Interessanterweise geht es auch da um mehrere Völker, genauer gesagt, um Deutsche, Polen, Kaschuben, ihr Verhältnis zueinander und das Thema Heimat.

Der Film hat mich jedenfalls so beeindruckt, dass ich noch Minuten nach dem Ende nicht aus dem Kinosessel aufstehen konnte. Von daher habe ich hier nicht den erstbesten Stern fotografiert.
#62
Wie gesagt, das UWW wäre nötig gewesen, ich musste ein bisschen tricksen. Viel mehr von den sehenswerten Altbauten habe ich also nicht.
#63
Sehr komisches Licht gab es dann abends bei der Straßenbahnumsteigehaltestelle Piotrkowska Centrum, ein Gewitter hatte sich angekündigt, kam aber nicht. So wurde es nur noch schwüler. Die Haltestelle wird im Volksmund übrigens Stall der Einhorne genannt.

Die Skulptur des Einhorns in der Nähe habe ich aber versemmelt, nur Ausschuss.
#64
Bei der #65 hätte ich gerne besseres Licht und mehr Zeit gehabt und dann auch einen anderen Standort gewählt. Die ganz Straße entlang ziehen sich dort die Straßenlaternen. Vom richtigen Ort aus, vielleicht zur Goldenen Stunde, kann man mit einem Tele traumhafte Fotos machen. Mit ein bisschen Zeit und Geduld, so dass man auch keine Fahrradfahrerin köpfen muss.
#65
Gäbe es kein Corona, hätte ich auch die OFF Piotrkowska gefotet, ein Kneipen-, Club- und Kulturzentrum. Aber da war uns dann um einiges zu viel los. Abstand halten wäre nicht drin gewesen. Erwähnen will ich es trotzdem für diejenigen, die es vielleicht irgendwann mal in der Nachcoronazeit nach Łódź bringen sollte.
