Das nachfolgende war mein zusammenhängend größtes Fotoprojekt des letzten Jahres. Ich will daher etwas mehr dazu erzählen.
Das Technische Glas Ilmenau war eines der bzw. neben dem Jenaer Glas das modernste technische Glaswerk in der DDR. Zur Wende hatte es eine riesige Ausdehnung und einen zumindest in Teilen westlich modernen Stand, wurde aber von der Treuhand zerkloppt. Es blieben viele kleine Firmen, ein teilweise verlassenes und dann umstrukturiertes Industriegebiet und eben auch eine Kernfirma mit der Glasproduktion zurück. Da man Entwicklung, Werkzeugbau etc. von der Glasproduktion in einzelne Firmen abgespalten hatte, war ein Ende auf Raten eigentlich abzusehen. Dieses Ende zog sich aber schmerzlich schleichend bis 2018 dahin. Dann wurde als letztes die Kapillarlinie für Fieberthermometer verkauft und abgebaut.
Die Firma, in der ich arbeite, steht auf dem Gelände der ehemaligen Betriebsfeuerwehr und die verbliebenen Kern-Glasproduktionsgebäude ist quasi nebenan. Ich selbst hatte nie Bezug dazu, radele aber jeden Tag quasi da vorbei und sehe den langsamen Verfall. Selbst das verbliebene Gelände besteht noch aus großen Hallen, deren Nutzung über die Jahre nach und nach eingestellt wurde. Ohne eine Ahnung, was da wirklich noch im Inneren ist, wurde ich immer
heißer interessierter.
Also, angefangen rumzutelefonieren. Wenn man einmal eine telefonische Witterung aufgenommen hat (jemanden erwischt, der zwar nicht zuständig ist, aber jemanden kennt, der jemanden kennt...) geht das dann wirklich schnell. Nach etwa 4 Telefonaten hatte ich den örtlichen Verwalter/Schlüsselhalter an der Strippe und der verwies mich sichtlich verwirrt, ob meines komischen Anliegens, an die derzeitige Eigentümerfirma (tschechisch, aber ein Sitz in Bayern). Die waren recht kooperativ, ich musste nur eine Erklärung unterschreiben, dass ich das auf eigene Gefahr mache und weiß, dass es da drin gefährlich ist. Klaro.
Allerdings bekam ich leider keinen Schlüssel, sondern wurde zweimal für mehrere Stunden rein gelassen und bekam zusätzlich das erste Mal eine Führung durch die abgeschlossenen Bereiche. Am Angang war unklar, wie sich das entwickelt. So hatte ich bei der Führung kein Stativ und nur das verfügbare Licht - und keine große Zeit da irgendwas zu planen, weil der Führer immer wartete.
OK, genug geschwätzt. Bei den Bildern sag ich dann sicher noch was dazu.
Erstmal gibt es zur Einordnung ein paar Übersichtsbilder, noch ohne Lost Place Character

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Charakteristisch ist die große Förderbrücke zwischen den rechten und den linken Teil. Rechts war die Gemengezubereitung (Glasgrundstoff), die über diese Förderbrücke zu den Glaswannen in das linke Gebäude transportiert wurde. Der linke Teil ist der baulich ältere und wurde schon vor Jahren stillgelegt. Im rechten Teil lief noch eine Produktion bis vllt. Ende 2018.

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