Da mir noch einige Bücher aus den 30er und 40er Jahren mit Infrarot-Bezug fehlen, schaue ich öfter in der Bucht vorbei. Dank Tracking und Co wurde mir ein Buch vorgeschlagen, welches mir völlig unbekannt vorkam. Also schnell die Suchmaschine bemüht und direkt beim Verlag bestellt. Hier möchte ich nun kurz meinen Eindruck wiedergeben.
Autor | Klaus Bauer |
Titel | Mein Weg zu digitalen Infrarot-Fotos: Ein persönliches Rezeptbuch |
Verlag | tredition |
Auflage/erschienen am | 1. Aufl., 27.08.2020 |
Seiten | 64 |
Preis | 18,80€ (gebunden) / 12,80€ (TB) |
ISBN | 9783347126756 / 9783347126749 |
Bild |  |
Kurzfazit:Lasst die Finger davon und spart euch das Geld. Es ist wie auf der Rückseite beschrieben ein schnelles, kleines und scheinbar aus einem Forum stammendes Skript ohne Überarbeitung und ohne wirklich in die Materie der Bildbearbeitung einzusteigen. Dann investiert lieber etwas mehr in das Buch von Klaus Mangold oder besorgt euch die im Tutorial verlinkten Skirpte aus den USA.
Meine Meinung --> muss nicht der Meinung anderer Leser entsprechen:Zunächst war ich überrascht, als mir das Buch in der großen Bucht vorgeschlagen wurde. Vom Autor hatte ich noch nie etwas gehört. Ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster, dass mir die aktiven IRren im Netz schon vom Namen her bekannt sind. Nach etwas Recherche war immerhin zu finden, dass Sven Lamprecht (irrecams) bereits ein darktable-Tutorial anhand eines Bildes des Autors veröffentlicht hat. Bei Autoren die ihren Dr.-Titel auch im privaten Bereich angeben, interessiert mich stets in welcher Fachrichtung dieser erworben wurde - hier im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Der Autor bezeichnet sein Buch als "persönliches Rezeptbuch" und schränkt gleich mal ein, dass es sich nicht um ein Lehrbuch handelt oder den Anspruch wissenschaftlicher Genauigkeit hat. Das es kein Lehrbuch ist, sondern persönliche Rezepte verspricht, fand ich spannend und hat mich letztendlich auch zum Kauf (als TB) animiert. Aus welchem Grund sollte jemand mit Promotion jedoch mit Ansage nicht wissenschaftlich genau arbeiten wollen? Das erschließt sich mir leider überhaupt nicht... und so finden wir bereits auf Seite 9 die seit Jahrzehnten widerlegte Behauptung Chlorophyll würde sehr stark reflektieren. Insgesamt plätschert das Buch bis Seite 41 mit Hinweisen zur Kamera- und Filtertechnik dahin, wobei ausführlich (aber auch sehr allgemein) die Vor- und Nachteile von undefinierten und definierten Kameras beschrieben werden. Bei einem Satz im Kapitel zu den Filtern bzgl. des KolariVision IR-Chrome hat es mir dann fast die Sprache verschlagen und ich war kurz davor das Buch einfach ins Altpapier zu werfen. Zitat: "
Bilder mit diesem Filter kann ich noch nicht zeigen, weil derzeit Lieferengpässe für diesen Filter bestehen". Als Eintrag in einem Forum ist das ja okay, aber in einem Buch für das der Leser bezahlt hat? Dann eben einfach zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen? Auch die gebetsmühlenartige Wiederholung, dass IR-Bilder einen geringeren Konstrastumfang haben, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das mag vielleicht für longwave IR gelten, aber gerade im NIR-Bereich ist meiner Ansicht nach genau das Gegenteil der Fall. Ab Seite 42 handelt das Buch dann von der Bearbeitung der IR-Bilder. Darauf hatte ich mich eigentlich am meisten gefreut, da es extrem spannend ist, wie andere IRren vorgehen. Die Vorgehensweise für S/W-Bilder lautet: Mach alles analog zu normalen S/W-Bildern und anschließend SilverEfex. WOW! Meine ganze Hoffnung lag also auf den letzten paar Seiten mit der Beschreibung der Falschfarbenbilder. Hier mussten doch jetzt die "persönlichen Rezepte" kommen... leider nicht. Um es abzukürzen: WB setzen, Kanaltausch und ggf. die üblichen Anpassungen vornehmen. Das war es dann auch schon. Die noch folgenden zwei Kapitel wiederholen bereits zuvor Geschriebenes. Abschließend kann ich nur berichten, dass ich ohne Ende enttäuscht bin dafür 12,80€ investiert zu haben. Von "Rezepten" keine Spur, das ist einfach nur Standard-Vorgehen - nachlesbar in so gut wie jedem Kamera-Forum. Einzig die in den Aufnahmen abgebildete Landschaft ist wirklich schön.
Wer wirklich Rezepte oder Ideen für die eigenen Ergebnisse sucht, dem sei an der Stelle das Buch von Karen Dorame ans Herz gelegt:
Mastering Infrared Photography: Capture Invisible Light with A Digital Camera, Amherst Media, 2015Grüße, Martin