Hallo ihr da draußen
Vermutlich geht es dem ein oder anderen von euch wie mir und ihr habt euch schon einmal die Frage gestellt:
Wie wirken sich eigentlich Zwischenringe genau auf den Abbildungsmaßstab und die Entfernung zum Motiv aus?Ich hatte mir schon vor einer Weile einen 3er-Satz Zwischenringe gekauft. Einfache Ausführung ohne Kontakte. Zum Ausprobieren sollte das reichen. Und das tut es!

Nun, man kann recht schnell überprüfen, wie das Prinzip funktioniert und das ist auch kein Geheimnis: mit Zwischenringen verringert sich der Minimalabstand zum Fokussieren und man erhält eine größere Abbildung als ohne. Nebeneffekt: man kann nicht mehr auf "unendlich" scharf stellen und generell ist man sehr eingeschränkt bzgl. der Entfernung zum Motiv. Viel Spielraum bietet der Fokusring nicht mehr...
Ok, wie genau verändert sich denn nun der Abbildungsmaßstab mit Zwischenringen? Welchen nehme ich? Den mit 12mm, 20mm, 36mm. Oder gar kombiniert? Meine Annahme war: wenn ich ein Teleobjektiv habe (z. B. mein 55-300mm bei 300mm-Einstellung) und dann Zwischenringe benutze, dann müsste ich doch eine tolle Vergrößerung hinbekommen - oder? Wie falsch ich lag, seht ihr weiter unten...
Welche Abstände erreiche ich dann bei einem beliebigen Objektiv? Gibt es da nicht eine einfache Rechenformel, mit der ich das ermitteln kann? Pustekuchen! Ich habe nichts dergleichen gefunden.
Was bleibt mir also anderes übrig, als das Ganze mal experimentell zu untersuchen. Vielleicht würde sich ja anhand einiger Messpunkte eine Gesetzmäßigkeit finden lassen. Gesagt getan...
Also was genau habe ich gemacht? Ein Maßband auf eine Kommode gelegt, die Kamera auf ein Stativ mit Makroschiene gepackt, das 55-300mm-Objektiv drauf, und dann bei 55mm, 70mm, 100mm, 200mm und 300mm mit den drei mir zur Verfügung stehenden Zwischenringen getestet. Was getestet? Bei Fokus auf Minimum so weit an das Maßband heran, bis es scharf wurde. Des weiteren geschaut, wie breit der Abschnitt des Maßbands ist, der so vom Sensor erfasst wird. Mit Hilfe der Breite des APS-C-Sensors konnte ich so einfach den Vergrößerungsfaktor bzw. Abbildungsmaßstab ermitteln.
Soweit alles klar? Ok, falls nicht: unten dürft ihr gerne Fragen stellen.
Hier also ganz einfach mal die beiden wichtigsten Ergebnisse:
Der Vergrößerungsfaktor (1 = Abbildungsmaßstab 1:1, 0,5 = AM 1:2 usw.)Ups, was fällt hier sofort auf? Nicht bei der größten Brennweite erreicht man mit Zwischenringen den größten Vergrößerungsfaktor, sondern mit der kleinsten bei 55mm! Das hatte mich wirklich überrascht!
Mit dem 12mm-Zwischenring erreicht man - zumindest bei diesem Objektiv - noch nicht allzu viel. Bei 55mm-Brennweite kommt man so auf ziemlich den gleichen Abbildungsmaßstab wie bei 300mm-Brennweite ohne Zwischenring. Also eher fürs Feintuning, falls man später noch ein wenig mehr haben will...
Selbst mit einem 20mm-Zwischenring ist man nur ein wenig besser als mit der 300mm-Einstellung ohne Ring. Mit dem 36mm-Zwischenring kommt man der Sache schon näher. Und nimmt man nun den 20er- und den 36er-Ring kombiniert, so kommt man ganz stark in Richtung 1:1 - bei 55mm-Brennweite wie gesagt!!!
Erkenntnis #1: Wer deutlich größere Abbildungsmaßstäbe mit Zwischenringen erreichen will, der greift besser zu kleineren Brennweiten. Oder er stellt an einem Zoom-Objektiv die kleineren Brennweiten ein und nicht die größeren.
Das wusstet ihr schon? Verflixt! Warum konnte ich dann diese Information nirgends finden?
Ach ja: wie ihr sehen könnt, habe ich nebenbei noch eine Festbrennweite mit getestet: mein manuelles 50mm Rikenon-Objektiv mit f/2.
Obwohl es von der Brennweite her sehr dicht an den 55mm des Zoom-Objektivs liegt, verhält es sich mit den gleichen Zwischenringen doch deutlich anders. Sehr interessant - also für mich immerhin.

So, nächster Punkt:
Wie verhält es sich nun mit dem Abstand zum Motiv?Wie weit muss ich vom Motiv entfernt sein bei Verwendung der Zwischenringe? Man liest ja immer, dass man mit Zwischenringen an einem Tele-Objektiv, welches nicht selten eine Mindestdistanz von gut einem Meter erfordert, hier etwas erreichen kann. Also kommt man mit Ringen tatsächlich auf die halbe Distanz? Oder gar näher?
Wie man oben schon gesehen hat, ist der Gewinn an Abbildungsmaßstab bei langer Brennweite eher mau. Also wozu überhaupt lange Brennweiten verwenden mit Zwischenringen? Muss jeder selbst abschätzen, aber generell bringt es nicht so viel wie man zunächst denkt...
Hier also die Entfernungen. Zunächst einmal vom Motiv bis zum Sensor.
Da z. B. das 55-300mm-Objektiv von Pentax eine gewisse Länge mit sich bringt, die bei passender Brennweite und Fokussiereinstellung noch einmal signifikant größer wird, ist in der Praxis vielleicht eher die Entfernung von der Frontlinse bis zum Motiv interessanter, was man hier noch einmal sehen kann:
Die Schlüsse könnt ihr daraus selbst ziehen und ich hoffe, dass es euch bei der Einschätzung hilft, was ihr von Zwischenringen im Zusammenhang mit euren Objektiven erwarten dürft. Sicher werden sich andere Objektive ganz anders verhalten als meine beiden getesteten. Dass aber in Sachen Abbildungsmaßstab mit kleineren Brennweiten mehr rauszuholen ist als mit langen Brennweiten (Tele), das dürfte wohl als gegeben gelten.
Habt ihr schon ähnliche Tests gemacht oder kennt ihr irgend welche Tabellen oder Gesetzmäßigkeiten, die das erklären oder berechenbar machen, was ich hier gesehen habe?
Demnächst werde ich noch einen Schritt weiter gehen und euch Vergleiche des Abbildungsmaßstabs zeigen, die mit Zwischenringen, Telekonverter, Retro-Adapter und einer Kombination aus all dem zu erreichen sind. Ein Dickicht von Kombinationsmöglichkeiten, das es zu erforschen gilt...
