Registriert: Fr 13. Mai 2016, 12:21 Beiträge: 4631
Anfang November war ich ein Wochenende in Sindelfingen bei der Fudokan-Karate-WM zum Zuschauen. Wie immer bei solchen Bildergeschichten versuche ich etwas über Hintergründe zu berichten, damit die Bilder nicht einfach so kommentarlos im Raum stehen.
Zur Einstimmung habe ich erstmal ein kleines Video:
Zunächst einmal habe absolut null Ahnung von diesem Sport (was das Fotografieren erheblich erschwert, wenn man nicht das geringste Gefühl dafür hat, was als nächstes für Bewegungen zu erwarten sind). Mein direkter Bürokollege von der Arbeit ist dort jedoch sehr aktiv und war auch Teilnehmer. Daher hatte ich Interesse an der WM gezeigt, natürlich auch vor dem Hintergrund ein paar spektakuläre Bilder zu schießen. Da sein Trainer auch noch Ausrichter der WM war, hatte ich zum einen das Glück Freikarten zu bekommen und zum anderen hatte ich am Sonntag auch noch eine offizielle Fotografen-Weste mit der ich mich weitestgehend frei im Innenraum und auch zwischen den Kampfmatten bewegen konnte (am Samstag habe eher von der Tribüne aus der Entfernung fotografiert und hatte entsprechend eine nicht ganz so große Bildausbeute).
Am Ende bin ich von dem Wochenende mit knapp 1.000 Bildern zurückgekommen ... also viel Spaß dabei ... ... ... ... (die Bearbeitung hatte etwas länger gedauert; ich hatte mich hauptsächlich allgemein auf Deutsche Teilnehmer konzentriert, so dass ich für den Kollegen rund 850 Bilder aufbereitet habe, um diese entsprechend weiter verteilen zu können, wenn das Interesse daran besteht). Einige wenige Bilder daraus für das Forum waren jetzt der letzte Akt.
Ich habe mich auf 20 Bilder zu beschränkt und versuche Euch das Geschehen in einer sinnvollen Reihenfolge bestmöglich rüberzubringen ...
(Alle Bilder gibt es bei einem Doppelklickt mit einer Breite/Höhe von 1.900 Pixel.; ebenso sind alle Bilder teils extreme Crops.)
Ich habe irgendwie den Überblick verloren viele Arten von Wettbewerbe es über das Wochenende gegeben hat. In den meisten Wettbewerben gab es dazu auch noch unzählig Alters- oder Gewichtsklassen, Männer-, Frauen und gemischte Klassen … wenn man eine Pause für Siegerehrungen war, dann nahmen die oft erstmal kein Ende - und in der Regel dudelte dann in großer Mehrheit entweder die russische oder die rumänische Nationalhymne. In beiden Ländern ist dieser Karatestil extrem weit verbreitet und entsprechend groß und erfolgreich waren auch die Nationalmannschaften.
Ich fange jetzt mal mit meinem Arbeitskollegen im Wettkampf „Kata-Einzel“ an. Bei einer Kata führt man im Prinzip einen Kampf gegen einen virtuellen Gegner durch. Die Katas (wie viele es gibt weiß ich nicht mehr genau, meine aber, dass mein Kollege mal was von etwas über 40 erzählt hat) sind im Ablauf exakt vorgeschrieben und dürften auch nicht verändert werden. Man muss vor Beginn den Kampfrichtern ansagen welche Kata man laufen will und dann wird die technische Ausführung in Verbindung mit dem Schwierigkeitsgrad bewertet. Es treten - in diesem Fall - immer zwei Gegner gegeneinander und der mit der höheren Punktzahl kommt eine Runde weiter. Daher hier auch der zusätzliche rote Gurt, da hinterher lediglich angegeben wird, ob rot oder weiß (kein zusätzlicher Gurt) weiterkommt.
Ganz wichtig sind, wie schon im Video am Anfang erwähnt, oft die Kampfschreie … ... auch diese sind in der Kata an bestimmten Stellen vorgeschrieben und müssen entsprechend gemacht werden. Wenn nicht, dann Punktabzug …
Diese Wettkampfart gibt es auch schon bei den Kleinsten die mit vollem Einsatz dabei sind. Hier haben jedoch sowohl bei den Jungs als auch bei den Mädels immer deutsche Teams alle Plätze belegt, da es auf diesen Altersstufen in anderen Ländern keine Teamwettbewerbe gibt:
Eine weitere Art von Team-Wettkampf ist das „Enbu“. Hier führt man mit einem Partner einen ebenfalls virtuellen Kampf vor. Es gibt Elemente die enthalten sein müssen, weite Teile können aber frei gestaltet werden mit dem Ziel einer möglichst spektakulären Darbietung die die Punktrichter bestmöglich beeindruckt. Die Vorführung muss 1 Minute +/- 5 Sekunden dauern - Zeitunter- oder - überschreitung gibt wieder Punktabzug.
Es gibt Mann-Mann und Mann-Frau Kämpfe. Frau-Frau Kämpfe sind nicht vorgesehen, da die Frau hier grundsätzlich als die Schwächere angesehen wird die niemals selbst angreift und sich entsprechend immer verteidigen muss. Traditionell ist das so sicher nachvollziehbar, wenn man es aber von der rein sportlichen Seite betrachtet, dann kann man da sicher drüber diskutieren.
Hier wieder mein Arbeitskollege mit seiner Partnerin:
Mein Kollege und seine Partnerin sind hier echt gut. Nachdem sie bereits 2018 bei der Europameisterschaft Gold gewonnen haben, habe ich hier den Moment erwischt in dem bekannt gegeben wurde, dass sie auch hier wieder Gold gewonnen haben …
Die Siegerehrung darf nicht fehlen. Zumal unser Arbeitgeber (der orangene Schriftzug in der Bildmitte) sich als Sponsor beteiligt hat und dem Deutschen Team einen Satz T-Shirts gesponsert hat.
Neben diesen eher technischen Kampfstilen gibt es auch richtige Kampfwettbewerbe in verschiedenen Formen. Hier mal mal ein Eindruck der kleinen Teilnehmer:
Als letzte Wettbewerbe gab es - für diejenigen deren Knochen bis dahin noch nicht kaputt waren - am Sonntag Nachmittag noch den Bruchtest „Tamashewari“. Es geht darum, Holzbretter mit einer Stärke von 2,5 cm, deren Anzahl man selbst bestimmt und die man sich selbst aus einem größeren Bretterstapel aussuchen muss, zu durchschlagen. Man hat dazu 2 Versuche - heißt: wenn beim ersten Versuch die Bretter nicht durch sind, dann darf man auf die gleichen Bretter nochmal nachschlagen.
Für diesen Wettbewerb habe ich die K-3 rausgeholt, um die höhere Bildrate pro Sekunde und den größeren Puffer zu nutzen.
Hier hat man sich 3 Bretter ausgesucht, die in die Haltemaschine eingespannt wurden:
Ein Russe (Typ „Kampfschwein“, ca. 2 m groß) hat bei dieser WM einen neuen Weltrekord aufgestellt. Er hat 5 Stück durchgehauen, zwar in zwei Versuchen, aber trotzdem hatte das bisher noch nie jemand zuvor geschafft.
Wer immer noch nicht genug hatte, der hatte noch eine zweite Chance. Während die Bretter zuvor in eine Maschine fest eingespannt waren, wurden sie nun frei in die Luft gehalten. Das machte die Sache nochmal deutlich schwieriger, da es keinen Widerstand gibt und man im Prinzip hauptsächlich mit der Schlaggeschwindigkeit arbeiten muss:
Registriert: So 25. Nov 2018, 20:57 Beiträge: 5620 Wohnort: Eutin
Wow, Udo, herzlichen Dank, dass Du uns zu diesem Event mitnimmst. Tolle Fotos, mit dem Licht bist Du ja klasse zurecht gekommen. Und ein besonderes Dankeschön dafür, dass Du Dir die Zeit für die ausgiebigen Erläuterungen nimmst. Sehr interessant
Liebe Grüße Rainer
_________________ Die Optimisten glauben, wir leben in der besten aller denkbaren Welten. Die Pessimisten glauben, das stimmt.
Registriert: Do 26. Apr 2018, 17:40 Beiträge: 1506 Wohnort: Sindelfingen
Hallo Udo,
da warst Du ja direkt bei mir zuhause! ... und ich wußte nicht einmal, daß dieser Event stattfindet ...
Du hast die Atmosphäre gut eingefangen, die Akteure heben sich dank offener Blende vom Hintergrund ab - der ist trotzdem noch erkennbar genug, um einen Rahmen zu bilden. Und Du hast ein paar Momente gekonnt, auf den Punkt genau eingefangen.
Registriert: Fr 13. Mai 2016, 12:21 Beiträge: 4631
Schon mal danke für die positiven Rückmeldungen ...
Bronco hat geschrieben:
mit dem Licht bist Du ja klasse zurecht gekommen.
Nun ... das Licht ... ... das war alles andere als einfach. Gut belichtet hatte ich vor Ort nur die Siegerehrungen, wo es nicht auf kurze Belichtungszeiten ankam.
Alle Bilder mit Action habe ich extrem unterbelichtet mit dem Ziel das ganze dann in Lightroom wieder hochzuziehen. Ich habe am Sonntag schon das 35er Sigma genommen und dort die Blende ziemlich aufgedreht. Nicht primär um damit einen gestalterischen Effekt zu erreichen sondern schlicht wegen der Reserve in der Belichtung. Trotzdem waren alle Bilder in der Kamera erstmal ziemlich dunkel. Aber nur so konnte ich auf hinreichend kurze Belichtungszeiten kommen ohne schon vor Ort die ISO zu weit hochzudrehen. Um zu zeigen wie dunkel ich belichtet habe, hier mal von einem der Bilder das jpg gänzlich ooc nur auf Forengröße verkleinert:
Aber nachdem ich zu Hause die ersten Bilder bearbeitet und mir das exportierte Ergebnis angeschaut habe: alles total verrauscht, hat mir nicht gefallen ... ...
Was tun? ... ... ... Ich hatte 2018 am Black Friday mit einem 50 % Rabatt die Vollversion von DxO gekauft ohne mich bis jetzt damit so richtig zu beschäftigen. Ich hatte aber irgendwo mitbekommen, dass diese Software ein vergleichsweise gutes Entrauschungs-Tool haben soll.
Also ... RAW in DxO öffnen, durch das Entrauschungs-Tool jagen, nach Lightroom exportieren und da dann wie gewohnt weiter bearbeiten. Das brachte das Ergebnis wie oben zu sehen. Aber auch hier ein großes Problem: mein 12 1/2 Jahre altes MacBook Pro ist für heutige Verhältnisse nicht das schnellste. Die Anwendung des Entrauschungs-Tool in DxO dauerte bei jedem Bild ein paar Minuten und das Exportieren nach Lightroom dann bei einem K1-Bild rund 15(!) Minuten (wenn ich nicht zeitgleich weiter Bilder durch das Entrauschungs-Tool gejagt habe, wenn doch dann konnten es auch mal 25 Minuten sein). Und jetzt rechne das auf vielleicht 750 Action-Bilder hoch ...
_________________ Gruß Udo
Diese Nachricht wurde mit einer Taschenlampe in das offene Ende eines Glaserfaserkabels gemorst.
Registriert: Mi 27. Mär 2013, 20:13 Beiträge: 2209 Wohnort: Bremen
Mir gefällt die Auswahl deiner Bilder auch.
Ich gehe in der Halle mit der ISO bis 3200 hoch, im schlimmsten Fall bist 6000. Dann rauscht es aber doch ziemlich. Da hast du mit deinen 640 noch ordentlich Luft nach oben.
Registriert: So 25. Nov 2018, 20:57 Beiträge: 5620 Wohnort: Eutin
xy_lörrach hat geschrieben:
Aber nur so konnte ich auf hinreichend kurze Belichtungszeiten kommen ohne schon vor Ort die ISO zu weit hochzudrehen.
Autos, Häuser, Kameraeinstellungen - das Leben ist voller Kompromisslösungen In Hinblick auf die ISO-Werte bin ich recht schmerzfrei. Blende so weit auf wie vertretbar & Verschlusszeit so lang, wie es noch zur Geschwindigkeit des Motivs passt. Und wenn die Iso dann hochgeht, ist das halt so. Das ist mir allemal lieber, als Bewegungsunschärfe - Rauschen kann ich zu Hause am PC eindämmen, Bewegungsunschärfe nicht. Zum Entwickeln nehme ich Lightroom Classic, die Entrauschungsmöglichkeiten finde ich schon recht gut. Das Entrauschen geht gefühlt in Echtzeit. Mag sein, dass die ca. 12. Jahre vielleicht wirklich etwas am Limit sind, auch wenn die Haltbarkeit der Macs legendär ist...
Bei gutem Licht lässt sich gewiss eine noch bessere Qualität erreichen. Aber ansonsten heisst es m.E., mit den gegebenen Möglichkeiten zu leben und das für die jeweilige Situation, das vorhandene Equipment & die eigenen Möglichkeiten beste daraus zu machen. Das hast Du doch auch sehr gut gelöst
Auch, wenn die eigenen Ansprüche vielleicht noch mehr wünschen lassen: Ob die Bilder gut sind, oder nicht, entscheidet letztlich der Betrachter. Solange der 'Bildempfänger' sich keine Fototapete drucken will, sondern die Bilder vielleicht sogar nur am Smartphone ansieht oder für Instagram & co weiterverwendet, fällt ein leichtes Rauschen m.E. kaum ins Gewicht.
Liebe Grüße Rainer
_________________ Die Optimisten glauben, wir leben in der besten aller denkbaren Welten. Die Pessimisten glauben, das stimmt.
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