Nach kurzer Unterbrechung geht es weiter.. mit Kronstadt (Brasov)

Kronstadt war neben Hermannstadt das zweite große Zentrum der Siebenbürgen und hat heute mehr Einwohner als Hermannstadt.
Weiter östlich im Burzenland gelegen, war es immer wieder Ziel von osmanischen Überfällen, da dies auch die "Einfallsroute" der Osmanen war.
Nicht ohne Grund gehörten die östlichsten Kirchenburgen in den Ortschaften Tartlau und Honigberg zu den am meisten befestigten Kirchenburgen
in Siebenbürgen, die nur 20km von Kronstadt entfernt sind. Kronstad selbst wurde von Deutschorden-Rittern gegründet. Diese wollten etwas mehr vom Kuchen
und mußten die Stadt dann aber verlassen.
In der Zeit von 1951 bis 1961 wurde die Stadt im Gefolge des Personenkults um Stalin in Orașul Stalin (Stalinstadt) umbenannt. Bereits 1987, zwei Jahre vor dem Wendejahr 1989,
gehörte Brașov zu den ersten Städten Rumäniens, in denen sich Arbeiter im Aufstand von Brașov gegen die Ceaușescu-Diktatur erhoben. Viele Teilnehmer dieses Aufstandes blieben nach Verhaftungen verschollen.
Mein Vater erzählte mir, daß in Kronstadt früher große Industriekomplexe (Traktoren, Flugzeuge, LKWs) angesiedelt waren, wo mehrere tausend Menschen beschäftigt wurden.
Schon bei der Anfahrt fielen mir oft alte Industrieanlagen und Hinterlassenschaften auf. Die Stadt machte auf mich nicht so einen "aufgeräumten" Eindruck wie Hermannstadt.
Es schien mehr im Umbruch (oder eher: wirtschaftlicher Aufbruch?) zu sein.
Die Altstadt und der Marktplatz ähneln dem Marktplatz von Hermannstadt.
Der Herr mit dem erhobenen Zeigefinger könnte mit dem Finger auf die folgende Hauswand deuten..

"Non scholae sed vitae.." der olle Lateiner kennt den Spruch und der Herr auf dem hohen Sockel
vor der "Schwarzen Kirche" hat maßgeblich zur Bildung beigetragen.

Der Humanist und Geistliche Johannes Honterus hat in Kronstadt und Siebenbürgen eine wichtige Rolle gespielt (1547).
Er baute die schon bestehende Schule (seit 1388!) um, gründete das deutsche Gymnasium und baute eine Bibliothek auf (1542). Ebenso verbreitete er Luthers Schriften.
Durch seine Aktivitäten wurde Siebenbürgen lutherisch. Aus der Druckerei von Honterus stammen die ältesten erhaltenen Schulbücher in Siebenbürgen.
Die "schwarze Kirche" ist eine der Sehenswürdigkeiten und leider ist dort Fotografieren verboten. Sie hatte den Namen durch einen Brand im Mittelalter (April 1689).
Damals fiel der brennende Dachstuhl in die Kirche und die Mauern färbten sich durch den Ruß teilweise auch innen schwarz.
Sie beherbergt die größte Orgel Siebenbürgens mit annähernd 1000 Pfeifen. Insgesamt sind in der Kirche 5 Orgeln plaziert, die aber tw. aus anderen Kirchen stammen,
wobei man immer nur zwei gleichzeitig bespielen kann.


Einzigartig ist auch die Sammlung türkischer Teppiche, die aus Handelsbeziehungen in den Besitz der Siebenbürger Gemeinde kamen und z.B. bei Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten
der Kirche gespendet wurden. Die schwarze Kirche hat die bedeutendste Sammlung morgenländischer Teppiche aus Europa mit Ausnahme der Türkei.
Die Teppiche sind bis zu 300 Jahre alt und dementsprechend wertvoll. Einige der Teppiche hängen über die Balustrade und auch an den Wänden der Kirche.
Im Schei-Viertel, dem ältesten rumänischen Viertel von Brasov (außerhalb des Stadtzentrums) steht die St. Nikolas Kirche. Hier wurde die erste rumänische Schule gegründet (1495).

Ein Kleinod am Marktplatz ist die orthodoxe Kirche "Biserica Sfânta Adormire a Maicii Domnului",
wo der Meßmer (zumindest dachte ich das) mir erlaubte ein Foto zu machen - sonst ist es eher schwierig bis nicht wünschenswert
dort zu fotographieren und die Gläubigen zu stören..

Die Fassaden in den Straßen rund um den Marktplatz zeugen von der Geschichte der Stadt.

Ein Schuh-Waarenhaus..


Ob der Zahnarzt noch praktiziert?

Teil des Marktplatzes mit "weißem Turm" der Stadtmauer im Hintergrund. Es gibt auch einen schwarzen Turm, aber da sind wir leider nicht vorbeigekommen

.

Entgegengesetzte Ansicht..

. Am linken Bildrand sieht man die Schneise für die Bergbahn, die auf den Berg Tampa (995m) hinaufführt.
Wir hatten leider nicht genug Zeit und da unsere Reiselektüre vor langen Wartezeiten warnte, haben wir uns anderweitig umgesehen

.

Das Katharinentor, eins der erhaltenen Stadttore (1559):

Die "Kleine Festung" oberhalb der Stadt Brasov (1529) wurde gebaut um einen bevorstehenden Angriff aus der Moldau abzuwehren und wurde später ausgebaut.

Ein Spaziergang der Stadtmauer entlang..

Blick vom "weißen Turm" auf die Altstadt, links das alte Rathaus, rechts ist die schwarze Kirche zu erkennen.
Im Hintergrund nochmal der Berg "Tampa" mit der Seilbahn.
