Ich habe die Frage jetzt erst gelesen, sorry fürs Thread reaktivieren

Don Promillo hat geschrieben:
Hat jemand Erfahrungen mit der Pentax 645 oder 67 die er zusammengefasst teilen möchte?
Da ich das digitale immer weiter hinter mir lasse, liebäugele ich neuerdings mit dem Mittelformat.
Für klein und niedlich ist die MX prima, aber manchmal zählt die Größe eben doch.
Ich habe circa ein halbes Jahr eine 645 aktiv genutzt und mittlerweile den 5. Pentax Body aus dem 6x7 Format:
2mal Pentax 6x7 mit MLU, 1x Pentax 67, 1 mal Pentax 67II (die nur kurz leihweise).
Zusammengefasst lässt sich sagen:
Pentax 645:
Grunsolide, Bedienung über 80er Jahre Buttons ist etwas strange im Vergleich zu Drehrädern, funktioniert aber einwandfrei.
Filmtransport ist relativ laut, funktioniert aber einwandfrei.
Der Nachfolger 645n ist in meinen Augen eine nähere Betrachtung wert:
Man bekommt das moderne Bedienmodell mit Drehrädchen und hat gleichzeitig AF. Zudem kann die "N" 16 Bilder auf 120er Film bannen, die 645 ohne "N" nur 15. Die Verwendung von Non AF Linsen an der 645 "N" hat auch keine Einschränkungen, ohne Probleme.
6x7 Linsen sind adaptierbar, gleichzeitig relativ Zukunftssicher durch das digitale System.
Nachteil in der Praxis: Keine Filmbacks, sondern nur "Inserts". Man kann halt nicht mitten im Film wechseln. Im Zweifel braucht man ein weiteres Gehäuse. Dafür kosten die Inserts auch unter 50€, man kann sich echt ne Menge dafür kostengünstig zulegen.
Ideales System z.B. für Hochzeiten.
Pentax 6x7 | 67 | 67 II
Es gibt 4 Versionen: Die ursprüngliche 6x7 (Honeywell), die "Asahi Pentax" 6x7, die "Pentax" 67 und die neu aufgelegte 67ii.
Unterschiede der Versionen gibt es in Tabellenform bei
.
In meinen Worten:
Die Honeywell Pentax hat keine Spiegelvorauslösung, das wurde erst kurz nach Start eingeführt.
Man unterscheidet daher zwischen 6x7 mit oder ohne MLU (Mirror Lockup - Spiegelvorauslösung).
Die 67 ist eine neuere Version ohne wirklich viel zu verändern. Die meisten Unterschiede sind im inneren des Gehäuses geschehen, sind für den Nutzer meist nur im Falle einer Reparatur interessant, es wurden stellenweise neue Bauteile genutzt - ein äußerer Unterschied ist z.B. dass der Auslöser der 67 jetzt zweifarbig (schwarz und chrom) ist im Vergleich zu den komplett chromfarbenen Vorgängern.
Keine dieser Versionen hat eine Griffwulst, es gibt dafür DIY Lösungen oder z.B. den Snapu Griff.
Es gibt aber den offiziellen Holzgriff, der für die linke Hand montiert wird. Im Endeffekt sind alle diese Versionen das gleiche Gehäuse. Der einzige funktionale Unterschied ist die MLU Funktion zwischen erster 6x7 und zweiter 6x7. Die 67 hat immer MLU.
Die Pentax 67ii ist dann ein kompletter "Revamp".
Anderes Gehäuse mit Griffwulst wie bei heutiger DSLR, TTL-Blitzunterstützung, Prismensucher mit verschiedenen Belichtungsmodi wie z.B. integral oder Spot (vorher nur ganzes Bild), Blendenvorwahl (AV Modus), Doppelbelichtungsmöglichkeit. Im AV Modus Zeiten bis 30s möglich, manuell bis 4s (vorher 1s).
Der Prismensucher wurde neu konstruiert, ist nun etwas heller, zeigt aber weiterhin 90% an.
Es gibt für den AV Modus eine Belichtungskorrektur, es gehen 6-6400 anstelle 12-3200 ISO und man braucht keine kälteempfindliche 6V Batterie mehr sondern 2c CR123A.
Insgesamt ist nun deutlich mehr Plastik verbaut ohne dadurch direkt "billig" zu wirken oder ähnliches.
Allgemein:
Die Kamera ist groß, schwer und relativ unhandlich - für eine 35mm Kamera. (Vergleiche mit Standardobjektiv 105/2.4 bzw 110/2.8)
Für eine 6x7 Kamera mit Prismensucher ist sie relativ kompakt. Meine RZ 67proII wiegt mit Griff und Prisma knapp 4 kg, mit Motor nochmal 800-900 Gramm mehr (je nach Version), man kommt über 4,5kg die Pentax wiegt etwas über 2kg mit dem TTL-Prisma (die 67ii ist etwas leichter ~ 200g). Man kann eine RZ oder RB verschlanken und nur mit Lichtschachtsucher ohne Prisma und ohne Griff und Motor nutzen, dann wiegt sie "nur leicht über 2kg, ist aber natürlich nur noch schlecht "schnell einzusetzen" zumal ein Lichtschacht Probleme mit der Höhe zur Folge haben kann.
Man kann an der 6x7 auch noch die Sucher wechseln, man hat die Wahl zwischen Prisma, TTL Prisma, Faltlichtschacht und Lupenlichtschacht (starrer Lichtschacht) - in meinen Augen ist die Pentax aber eben für ein Prisma ausgelegt.
Bei den ersten 3 Versionen hat man auch das typische Problem der Kameras dieser Zeit, dass sich die Schaumstoffteile in der Kamera in eine zähe Masse verwandeln da sich die Weichmacher mittlerweile verflüssigt haben. Ggf. muss man da etwas die Kamera säubern. Die 67ii hat dieses Problem nicht.
Bei einigen 6x7 Kameras hat man mittlerweile das Problem, dass sich die Magnete im Spiegelsystem umgepolt haben und der Spiegel dadurch nicht mehr richtig bewegt werden kann.
Die Ersatzteilsituation für die 6x7 Kameras ist relativ schlecht, für die 67 etwas besser, für die 67ii relativ gut.
Ich hatte bis jetzt 2 mal kaputte Filmtransporte bei 6x7 Kameras (nicht reparabel), eine gebrochene Bodenplatte in einer 67 (ebenfalls nicht reparabel), einen kaputten Filmtransport bei einer 67 (konnte repariert werden).
Von den 67ii hört man ab und zu von Elektronikdefekten die aber wohl alle noch recht gut repariert werden können.
In der Praxis hat man bei allen Kameras wieder das Problem, dass man den Film nicht während der Aufnahmen wechseln kann. Mario Testino z.b. brachte immer mehrere Gehäuse mit die dann sein Assistent schleppen durfte.
Falls du weitere Fragen hast schieß los.
Gruß,
Tom